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Harmonikalernen bei ZaumQuetscht - 5 Schritte fürs Erlernen eines Stücks

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(@franzi)
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Hallo liebe LeutInnen!

 

Wir haben uns vor dem Release unseres Angebotes intensiv damit auseinandergesetzt, wie eine online Harmonikaschule und damit eine zeitgemäße pädagogische Ausbildung ausschauen sollte. Markus, Tobias und Ich unterrichten seit vielen Jahren ein Instrument, bei Seminaren oder in der Musikschule, und wir haben im Zuge dessen einiges lernen können was Vermittlung betrifft. Außerdem wurden uns im Zuge unseres Instrumental- und Gesangspädagogik Studiums viele Mittel und Wege gelehrt, die wir an euch weitergeben wollen.

Für die Steirische haben wir uns für euch ein "5-Schritte Modell" überlegt. Im Folgenden möchte ich euch kurz darstellen wie das Ganze funktioniert. Vorweg, unsere Videos und Erklärungen im Mitgliederbereich sind danach ausgerichtet.

 

1. Schritt: Finde die richtigen Töne.

Dies bedeutet wir benötigen die Bewegungsrichtung der Harmonika (DRUCK oder ZUG) und die richtigen Töne. Wichtig ist es zu wissen, dass wir bei der Harmonika oftmals den gleichen Ton in verschiedenen Reihen zur Verfügung haben. Bei dieser Überlegung soll man immer darauf achten möglichst kurze und effiziente Wege zurückzulegen - dies minimiert das Fehlerpotential enorm und ermöglicht außerdem ein flüssiges Spiel.

 

2. Schritt: Nimm für die richtigen Töne die richtigen Finger

Hier muss man gleich sagen, dass es den "ultimativ richtigen" Fingersatz nicht gibt, da die Physiologie eines Menschen nicht komplett gleich ist. Außerdem macht es natürlich einen Unterschied ob ich mit oder ohne Daumen spiele, also mit 4 Finger oder 5 Finger. Wir haben im Zuge unseres Harmonika-Lebens viele verschiedene Erfahrungen machen können und es hat sich gezeigt - 4 Finger ist auf lange Sicht einfach die bessere Variante. Dieses Thema wird aber nochmal in einem separaten Beitrag behandelt werden.

Bei unseren Videos werden einheitliche Fingersätze angeboten, die einen optimalen Spielfluss und die nötige Treffsicherheit ermöglichen. 🙂 Diese sind sowohl für 4 als auch 5 Fingerspieler geeignet. Eine Anmerkung: Schritt 1+2 könnt ihr getrost gemeinsam üben da wir euch bei unseren Videos genau darstellen WO man WAS, WIE greifen sollte.

 

3. Schritt: Spiele den richtigen Rhythmus

Ein ganz wesentlicher Punkt den man besonders bei schwierigen rhythmischen Passagen separat betrachten sollte (bspw. wenn es um Jazz Patterns oder dergleichen geht, da diese sehr oft nicht "on beat" sind). Wir haben bei der Volksmusik den riesigen Vorteil, dass sie sehr spielerfreundlich ist, also zumindest größtenteils. Soll heißen, wir spielen sehr oft auf den Hauptschlägen (= "on beat" bspw. 1 bzw. 2 im 2/4 Takt). Trotzdem solltest du versuchen den 3. Schritt erst dann versuchen zu integrieren, wenn du Schritt 1+2 bereits beherrschst. Wenn du aber sicher bist, dass du den Rhythmus gut erfasst hast und umsetzen kannst kannst du die Schritte 1,2,3 auch gleich miteinander verbinden. Bei einfacheren Stücken macht dies durchaus Sinn.

Bei ZaumQuetscht kannst du genau das bei den playalongs, oder bei den einzelnen Teilen (ABCD) üben. Wir haben am Ende jedes Teiles (bspw. Teil A diskant, oder Teil A bass) einen langsamen Durchlauf in gleichbleibenden Tempo eingespielt. Bei rhythmischen Herausforderungen wird der Rhythmus mitgezählt, dass man genau hören kann bei welche Zählzeit man gewisse Griffe spielen muss.

Für den Rhythmus möchten wir euch für die Zukunft noch weitere Hilfestellungen in Form von Live-Sessions bieten. Rhythmus kann und soll man auch abseits des Instrumentes üben, mittels klopfen, singen oder gar tanzen (denkt an euren ersten Tanzkurs: Schritt-Schritt-Tab (so wars zumindest bei meinem 😀 )).

 

Kurze Zwischenbilanz:

Wichtig is auf jeden Fall, dass jeder dieser Schritte bewusst in die Tat umgesetzt wird. Je weniger du dir am Anfang auf einmal zumutest, desto schneller wirst du Erfolge hören können. Frei nach dem Motto "Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut" 🙂 .

 

4. Schritt: Übe den Bass separat

Erst wenn du den Bass ruhig, gleichmäßig und schön klingend spielen kannst solltest du weiter vorgehen. Achte bspw. darauf, dass du beim Auseinanderziehen mit dem richtigen Finger beginnst (zu 95% der Zeigefinger (Wechselbass)). Du denkst dir nun vielleicht "das ist doch eh total einfach". Prinzipiell hast du vielleicht recht. Wenn du aber beide Hände gemeinsam spielst wirst du merken, dass der Fokus eher auf der rechten Hand (diskant) liegen wird und der Bass im Autopilot "mitfliegt". Dadurch kann man sich kleine Schlampigkeiten angewöhnen die man dann nurmehr mit mühevoller Arbeit korrigieren kann.

Wenn du nun also den Bass und seine Besonderheiten geübt hast, versuche langsam und in KLEINEN TEILABSCHNITTEN die rechte mit der linken Hand zu verbinden. Hier geht es niemals darum wie schnell du etwas spielst, es geht darum das du exakt und gleichmäßig spielst. Soll heißen du verbindest die richtigen Töne (Schritt 1) mit den richtigen Fingern (Schritt 2), dem richtigem Rhythmus (Schritt 3) und dem soliden gleichmäßigen Bass (Schritt 4).

Du merkst bestimmt, die einzelnen Schritte an sich sind vielleicht nicht so schwierig - aber in Verbindung wirds um einiges kniffliger. Wichtig ist immer, in Ruhe, fokussiert und bewusst zu üben. Wieder so ein blöder Spruch "wer langsam übt übt schnell" ;D .

 

5. Schritt (Königsdiziplin): Beginne zu Musizieren

Da stellt sich nun die Frage, warum man eigentlich erst hier zu Musizieren beginnt wenn man das Stück ja schon spielen kann. Es geht dabei um mehr als das bloße "Runterspielen" eines Stücks, es geht ganz einfach um das WIE. Also wie interpretiere ich das Stück. Für das WIE gibts nun 3 weitere Unterteilungen.

 

5.1. Dynamik:

Dynamik heißt soviel Kraft oder Lautstärke. Ein Beispiel dafür: höre dir selbst beim Reden zu. Du sprichst mal leiser, mal lauter, mal etwas höher, mal etwas tiefer um gewisse Emotionen besser ausdrücken zu können. Exakt gleich ist es beim Musizieren. Wenn du ein Stück mit Teilen ABC immer in gleicher Lautstärke, gleicher Intensität spielst, dann kann das ganze schnell mal langweilig wirken, auch wenn es noch so schwer zu spielen ist. Ein exzellentes Beispiel hierfür ist der bekannte Harmonikavirtuose Herbert Pixner. Bei seinen früheren harmonikalastigen Stücken spürt man förmlich die Seele der Musik, aufgrund seiner grandiosen Dynamik, die er unter anderem mit einer großartigen "Balgspannung" erreicht. Zu diesem konkreten Begriff wirds noch einen Beitrag geben - außerdem erfährst du davon auch bei unseren Lernvideos.

5.2. Artikulation:

Das bedeutet soviel wie "wie man etwas ausdrückt". Um wieder den Sprachvergleich heranzuziehen, man kann kurz und akzentuiert sprechen (vgl. Wort "Stop") oder man kann auch etwas breiter betont reden (vgl. Wort "Höhle"). In der Musik sprechen wir hier unter anderem von "staccato" (=kurz), "tenuto" (=breit) und legato (=gebunden). Darüber hinaus gibt es noch feinere Abstimmungen, die aber im Regelfall eher in der klassischen Musik oder mit anderen Instrumenten zur Geltung kommen. 

Um nun auf den Punkt zu kommen, wir sollten versuchen, möglichst viele verschiedene Klangfacetten in unser Spiel zu integrieren um das Ganze noch spannender klingen zu lassen. Also nicht immer alles breit spielen, aber auch nicht immer alles kurz spielen. Generell hängt das sehr stark vom Stück ab, ein Weihnachtslied wird eher getragener gespielt und breit gespielt, wohingegen eine Polka gut und gerne etwas "rassiger" gespielt werden kann.

Musizieren ist quasi das Erzählen von Geschichten, nur in Tönen 🙂 .

5.3. Variation:

Dieser Begriff ist vermutlich der bekannteste unter den drei genannten. Was meinen wir nun aber im musikischen Sinne damit? Ich möchte wieder mit einer Metapher beginnen: Wenn ich einen Witz zum ersten Mal erzähle ist er bestimmt der Brüller. Beim zweiten Mal lachen die Leute weil sie ihn vielleicht vergessen haben, beim dritten Mal anstandshalber. Aber beim vierten Mal denkt man sich dann vielleicht "wie oft will er den noch erzählen".

So kommt nun die Variation ins Spiel. Indem ich gewisse Parameter verändere kann ich ein Stück spannender gestalten. Das muss nun nicht heißen dass ich jedes Mal etwas komplett anderes Spielen muss. Ganz im Gegenteil, wenn ich kleine Komponenten eines Teils verändere, sei es rhythmischer, melodischer oder harmonischer Natur, erziele ich in der Musik eine großartige Wirkung. Das ursprüngliche Stück sollte aber immer erkennbar bleiben 😀 .

Konkret hieße das für die Steirische: Ich kann beispielsweise den ersten Teil einmal in sogenannten Terzen spielen, bei der Wiederholung dann aber in Sexten. Beispielsweise hab ich die Möglichkeit, dass ich am Ende des Stückes statt eines Standard Schlusses einen einzigartigen Schlusslauf einfüge. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Wir haben bei unseren Stücken versucht die Balance zwischen guter Spielbarkeit und Kreativität auszuloten. Hör dir am besten verschiedene Stücke an und versuche bewusst darauf zu achten ob sich Kleinigkeiten verändern bzw. etwas variiert werden 🙂 .

 

 

Und zu guter Letzt: Am wichtigsten sind in ersten Linie die ersten 4 Schritte, also ein sauberes und exaktes Spielen. Der 5. Schritt kann sehr experimentell und individuell sein (zumindest in der Volksmusik). Wir Menschen sind verschieden, haben unterschiedliche Empfindungen und Hörgewohnheiten und können versuchen diese in unser Spiel miteinfließen zu lassen. Du wirst bei unseren Videos aber definitiv hören, dass wir das beschriebene bei den Stücken umsetzen um das Ganze am Ende "fett" klingen zu lassen 🙂 .

 

Das wars, ich haben fertig. Ich freu mich wie immer auf eure Kommentare und Erfahrungen. 😀

Alles liebe, Euer Franzi

 

Dieses Thema wurde geändert Vor 4 Jahren von Franz Lemmerer

I'm in love with my RUMPÜ <3

 
Veröffentlicht : 28/10/2021 12:33 p.m.