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Griffschrift - das wollte ich schon immer wissen

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Themenstarter

Hallo liebe Leute.

 

Heute besprechen wir mal alles was es rund um das Thema Griffschrift bei der Steirischen Harmonika zu wissen gibt. Natürlich geht's wie immer in erster Linie darum zu Verstehen was das denn ist und warum bzw. wie es funktioniert.

 

Warum gibt es die Griffschrift eigentlich?

 

Die Steirische Harmonika wurde früher (Mitte 20. Jh.) ausschließlich mündlich tradiert. Das heißt man hat das Instrument in erster Linie ohne Noten rein nach dem Gehör und oftmals autodidaktisch erlernt. Entweder durch Vorzeigen + Nachspielen, oder, die noch häufigere Variante, man hat ein Stück gehört, es versucht sich zu merken und zuhause dann nachzuspielen. Ein lustiges Detail zum Schmunzeln: viele Harmonika wollten gar nicht, dass andere die „eigenen“ Stücke nachspielten

 

Lange Rede kurzer Sinn: die meisten Harmonika Spieler konnten deshalb auch nicht Notenlesen. Schlicht aus dem Grund, dass es auch keine „Harmonikanoten“ gab. Max Rosenzopf, ein steirischer Volksmusik Pionier, war mitunter maßgeblich daran beteiligt dies zu verändern, indem er eine Notationsform für nicht Notenkundige mitentwickelte - und die Griffschrift ward geboren.

 

 

Was genau ist nun diese Griffschrift?

 

Im Wesentlichen werden Noten auf ein Notenblatt geschrieben, haben aber nicht die herkömmliche Bedeutung von Noten (Tonhöhe, also keine Klangnotation; der Rhythmus wird trotzdem richtig dargestellt!). Stattdessen zeigen einem die Noten, welches Knöpfchen man in welcher Reihe drücken muss. Es handelt sich also um eine sogenannte Tabulaturschrift, wie beispielsweise bei der Gitarre wo einem gesagt wird, welche Finger man wohin geben muss, damit der gewünschte Akkord erklingt.

Der große Vorteil der sich daraus ergibt ist jener, dass man quasi kaum Noten Vorkenntnisse benötigt um quasi "Notenlesen" zu können.

 

 

Wie genau funktioniert nun die Griffschrift?

 

Fürs erste gibt es zwei Positionen einer Note auf dem Notenblatt: die Note befindet sich zwischen 2 Notenlinien in der Notenzeilen oder die Note wird in der Mitte von einer Notenlinie getrennt. Da wir aber 4 Reihen zur Verfügung haben brauchen wir weitere Unterteilungen. Nachfolgend die Erklärung wie das bei ZaumQuetscht funktioniert (bei der 4. Reihe gibt es verschiedene Symbol-Varianten). 

 

Noten mit herkömmlichen Notenköpfen werden in der Mitte von einer Notenlinie durchtrennt

= 2. Reihe

 

Noten mit herkömmlichen Notenköpfen befinden sich zwischen 2 Notenzeilen

= 1. Reihe

 

Noten mit ▲- Notenköpfen werden in der Mitte von einer Notenlinie durchtrennt

= 4. Reihe

 

Noten mit X - Notenköpfen befinden sich zwischen 2 Notenzeilen

= 3. Reihe

 

Der Rhythmus wird regulär dargestellt, d.h. das bleibt einem nicht erspart, auch wenn man nach Griffschrift spielt . 

Generell macht es für die Griffschrift Notation keinen Unterschied ob man auf Druck oder Zug spielt, das System bleibt das Gleiche. Soll heißen steht eine Symbolnote auf einer gewissen Position, so ist diese sowohl auf Druck bzw. Zug zu betätigen. Außerdem befindet sich unter der Bassbezifferungen oftmals ein langer Strich. Dieser zeigt einem an ob man Drücken soll. Wenn kein Strich zu sehen ist, muss man Auseinanderziehen.

 

 

Was muss ich beim Bass wissen?

 

Auch hier gibt es wieder ein eigenes System. Die Bassbezifferung mit Buchstaben hat nichts mit der eigentlichen Tonhöhe zu tun. Hier wird nun alphabetisch vorgegangen:

 

Aa = Grund- und Akkordbass der 1. Reihe

Bb = Grund- und Akkordbass der 2. Reihe

Cc = Grund- und Akkordbass der 3. Reihe

Dd = Grund- und Akkordbass der 4. Reihe

 

Diese Auflistung entspricht der äußeren Bassreihe und ist meines Wissens nach überall gleich, also keine "Extrawürste" .

 

In der äußeren Bassreihe gibt es außerdem noch den sogenannten X-Bass. Dieser befindet sich neben "a" und ist nicht serienmäßig bei jeder Harmonika vorhanden. In seltenen Fällen wird dieser Bass auch mit "W" für Wechselbass dargestellt, diese Form hat sich aber nicht durchsetzen können.

 

Bei der inneren Bassreihe gibt es zig verschiedene Bezifferungen. Auf all diese möchte ich nun nicht weiter eingehen. Ich möchte nur die meiner Meinung nach, sinnvollste Form, wie wir sie auch bei ZaumQuetscht verwenden, erklären.

 

Über den sogenannten Grundbässen der jeweiligen Reihen (ABCD) befinden sich die sogenannten Terzbässe. Da diese in gewisser Weise eine Zugehörigkeit zu den darunterliegenden Grundbässen haben werden sie einfachheitshalber mit einem Strich versehen. Heißt konkret, über Bb befindet B' und b'. Dies gilt auch für AC und D, aber mit dem jeweiligen anderen Buchstaben des Grundbasses. 

 

 

 

Was sind nun etwaige Vor- und Nachteile der Griffschrift? 

 

+ einfacher zum Erlernen als die Normalnotation

+ kompatibel für ALLE Harmonika-Stimmungen (riesiger Vorteil)

+ sehr weit verbreitet und anerkannt

+ es gibt sehr viel Notenmaterial

 

- man kann nur schwierig Melodie Verläufe erkennen

- die Griffschrift ist absolut = es gibt nur einen richtigen Weg zum Spielen eines Stückes. Dies ist besonders bei anderer Bassbelegung ein großer Nachteil

- es gibt generell leider sehr viele nicht sonderlich gute Transkriptionen und keine einheitliche Vorgehensweise bei der Notation 

 

 

 

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Griffschrift in gewisser Weise dafür mit verantwortlich ist, dass die Steirische Harmonika heute so gespielt wird, wie man sie fast überall hört. Am Ende des Tages ist es trotzdem sicher die Beste Variante, auswendig zu spielen. Fürs Erlernen eines neuen Stückes macht es aber auch sehr viel Sinn, (Griffschrift) Noten zum besseren Verständnis heranzuziehen.

 

 

Das wärs soweit mal von mir. Teilt doch bitte gerne eure Erfahrungen mit der Griffschrift oder anderen Tabulatur Lernbehelfen für die Steirische ?

 

Euer Franzi

 

 

 

Dieses Thema wurde geändert Vor 2 Jahren von Franz Lemmerer

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