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Welche Harmonika (Tastenbelegung) brauche ich für ZaumQuetscht?

Hallo liebe HarmonikafreundInnen da draußen 😊
Heute möchte ich kurz über das optimale Lerninstrument auf unserer Plattform sprechen. Ich meine damit aber nicht von der Marke, sondern die oft zitierte Belegung der (Bass)Tasten.
Vornewege gleich die gute Nachricht: man kann mit ALLEN Steirische Harmonika-Ausführungen auf unserer Plattform Harmonika lernen. Insbesondere bei Volksmusikstücken, die sehr stark an die sogenannten Hauptstufen I., IV und V angelehnt sind, gibt es keinerlei Probleme beim Nachspielen. Sobald die sogenannten Nebenstufen (ii, iii, vi und vii) ins Spiel kommen wirds schon etwas kniffliger. Diese kommen beispielsweise bei vielen Stücken von Herbert Pixner, modernen Arrangements, böhmischer Musik oder auch traditionellen Blasmusikmärschen zum Einsatz.
Ich möchte euch hier auf einen Forumseintrag von Markus verweisen (Stufentheorie), der diese Thematik etwas genauer näher erläutert.
Nachfolgend möchte ich ein paar Systeme insbesondere für den Bass vorstellen. Hierfür lege ich euch außerdem den „Konfigurator“ der Firma Öllerer ans Herz legen, den man unter folgendem Link findet: http://ziach.de/Tastenbelegung/index.htm . Dort gibt es Zig verschiedene Systeme die man sich mal in aller Ruhe „geben“ kann.
Einige wichtige Systeme möchte ich euch beschreiben. Ich gehe dabei immer von der Schemastimmung GCFB aus, damit eine bessere Verständlichkeit erzielt werden kann. Und generell betrifft diese Thematik hauptsächlich die innere Bassreihe 😉
System „Schröpfer“ – System ZaumQuetscht
In „abgespeckter“ Form verwenden wir bei ZaumQuetscht dieses System, da es unserer Meinung nach am vielfältigsten einsetzbar und dadurch am sinnvollsten erscheint. „Abgespeckt“ deshalb, da wir bei unseren Videos alles mit handelsüblichen 15-Tastern erklären, also keine zusätzlichen Bassknöpfe an der Harmonika angebracht sind.
DRUCK:
Auf Druck haben wir über den jeweiligen Grundbässen der jeweiligen Begleitbässe immer den sogenannten „Terzbass“ (2. Reihe C – Terzbass innere Bassreihe E).
Neben dem Terzbass oberhalb des B-Begleitbasses befindet sich ein Moll-Bass (= D + dm-Akkord), neben den restlichen Terzbässen der innenren Bassreihe befinden sich Dur-Akkorde. Diese Belegung ist bei fast allen Harmonikas gleich (es gibt Ausnahmen, dazu komme ich etwas später). Eine kleine Ausnahme bildet der H-Bass (innere Bassreihe über dem Begleitbass der 1. Reihe). Hier wird anstatt des Terzbass‘ der Wechselbass D eingebaut, damit man auch die 1. Reihe mit Wechselbass begleiten kann.
ZUG:
Auf Zug wiederum haben wir hauptsächlich sogenannten IV. Stufen in der inneren Bassreihe. Konkret:
Über dem Begleitbass der 4. Reihe (=F) befindet sich der Es-Bass + Begleitakkord (= IV. Stufe von B). D.h. I-Stufe B (Druck); V-Stufe F, IV. Stufe Es – beides Zug.
Über dem Begleitbass der 3. Reihe (=C) befindet sich der B-Bass + Begleitakkord (= IV. Stufe von F).
D.h. I-Stufe F (Druck); V-Stufe C, IV. Stufe B – beides Zug.
Über dem Begleitbass der 2. Reihe (=G) haben wir nun die Ausnahme, hier befindet sich ein Moll-Bass + Akkord.
Konkret wäre es die iv. Stufe von C = A+ am-Akkord
Über dem Begleitbass der 1. Reihe (=D) haben wir eine weitere Ausnahme, hier befindet sich der sogenannte H-Bass. Dieser ist bei der Stimmung GCFB tatsächlich ein klingendes H. Meist dient dieser für Verzierungen und als Bassdurchgangston. Den Wechselbass der 1. Reihe können wir trotzdem greifen, dieser wäre klingend das A.
Wenn man sich dies nun so durchlest merkt man bestimmt gleich, dass dies etwas kompliziert klingen mag, sobald man sich aber etwas mehr mit der Tonalität auseinandersetzt versteht man irgendwann den Sinn dahinter.
„Altsteirisches“ Basssystem:
Dieses System birgt die Urform aller Basssysteme. Ausgehend von 3-reihigen Harmonikas hat sich daraus auch das System Schröpfer/ZQ entwickelt, in sich aber etwas anders weiterentwickelt. Ich beschreibe hier nun lediglich die Änderungen zum System Schröpfer/ZQ.
DRUCK:
Über dem Begleitbass der 4. Reihe befindet sich auf Druck wieder der Terzbass, danebenliegend aber mit einem Dur-Akkord (also D + d-Akkord).
ZUG:
Dafür haben wir auf Zug zwei Mollbässe. Statt der vorhin beschriebenen IV. Stufe der Begleitung der 3. Reihe befindet sich hier in der
inneren Bassreihe D + dm-Akkord (vgl. System ZQ - da haben wir hier B + b-Akkord).
Dieses System ist insbesondere noch bei älteren Harmonikas üblich. Ich persönlich habe aufgrund meiner familiären „Vorbelastung“ auf solchen Instrumenten gelernt und spiele auch heute noch gerne damit – es gibt Vor- wie auch Nachteile. Empfehlenswert ist aber meiner Meinung nach trotzdem die Belegung nach dem System Schröpfer/ZQ.
„Bayrisches“ Basssystem:
Ob diese Bezeichnung nun richtig ist kann man durchaus in Frage stellen. Ich nenne das System deshalb so, da es besonders im bayrischen Raum, wo vorwiegend Volksmusik auf der Steirischen praktiziert wird, sehr verbreitet ist.
DRUCK:
Auf Druck ist prinzipiell alles gleich wie beim System Schröpfer/ZQ, mit der Ausnahme dass die Akkorde der Terzbässe der jeweiligen Reihe auch Moll-Akkorde statt Durakkorden sein können. Bspw. Innere Bassreihe über C -> E + em-Akkord oder E + e-Akkord)
ZUG:
Auf Zug haben wir nun die Besonderheit, dass anstatt des A + am Bass‘ auch einen IV. Stufe verbaut ist. Heißt konkret, in der inneren Bassreihe über dem Grundbass G befindet sich nun die IV. Stufe von C = F + f-Akkord. Der sogenanntn H-Bass ist nun anders belegt, da wir sonst auf Zug keine Wechselbassbegleitung der 1. Reihe spielen können – konkret wäre dies nun der Ton A.
„Böhmisches“ System:
Dieses System ist komplett anders als die zuerst beschriebenen. Die äußere Bassreihe bleibt aber gleich, diese ist generell bei allen Harmonikas ohne Zusatzbassknöpfe mit G + g-Akkord (1. Reihe), C + c-Akkord (2. Reihe), usw. belegt. Außerdem wird dieses System standardmäßig mit 16 Bassknöpfen ausgeführt, also ein Akkordbass neben dem H-Bass mehr.
DRUCK:
Dafür haben wir nun in der inneren Bassreihe des jeweiligen Grundbass immer einen sogenannten Sextbass. Konkret heißt dies, über G befindet sich E, über C befindet sich A, über F befindet sich D. Ausnahme: Über dem Grundbass der 4. Reihe befindet sich auch auf Druck die IV-Stufe (=Es). Diese Knöpfe sind gleichtönig gestimmt, die Belegung ist also auf Druck und Zug die gleiche.
ZUG:
Spannend wird’s nun auf Zug. Hier befinden sich direkt über den Grundbässen der jeweiligen Reihe immer vi. stufen der nächsten Reihe (also alles veschoben zu den bisher erklärten Systemen), mit dazugehörigen Mollakkorden.
Konkret: 1. Reihe D, darüber A + am; 2. Reihe G, darüber D + dm; 3. Reihe D, darüber G + gm. Man hat also quasi immer die Dur und Moll-Begleitung des selben Grundtons nahe beieinander. Man könnte auch sagen dass wir hier jeweils eine v. Stufe in Moll direkt darüber haben - dies ist in der Volksmusik aber ganz selten eine wichtige tonale Stufe.
Böhmisch ist hierbei ein treffender Begriff, da insbesondere bei Böhmischer (Blas)Musik sehr oft Mollnebenstufen zu spielen sind und man hierbei einen großen Fundus auf Zug findet. Persönlich habe ich kaum Erfahrung mit diesem System, da es in Österreich kaum verbreitet ist.
Wie bereits eingangs erwähnt ist dies ein sehr abstraktes Thema, bei dem man insbesondere ohne Bilder oft den Überblick verlieren kann. Darüber hinaus gibt es sehr viele individuelle Basssysteme, die meist bei zusätzlichen Bassknöpfen zum Einsatz kommen. Dies alles abzudecken macht aber kaum Sinn, da es hierbei sehr oft um persönliche Erfahrungen beim Einsatz der Steirischen Harmonika geht und außerdem die Spielpraxis, also bspw. welches Genre spiele ich am liebsten, ausschlaggebend ist.
Ich hoffe ich habe euch trotzdem einen Überblick verschaffen können. Bitte gebt mir gerne Erfahrungen bekannt, ich freu mich über eine rege Diskussionsteilnahme.
Euer Franzi
I'm in love with my RUMPÜ <3