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4- oder 5-Finger System, was ist besser?

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4 oder 5 Finger, dass ist hier die Frage!

Heute geht's mal um ein ganz kontroverses Thema unter allen HarmonikaspielerInnen: dem Spiel mit 4 oder 5 Finger System.

Was genau bedeutet das eigentlich?
Im Wesentlichen, ob man mit oder ohne Daumen spielt. Beim 4 Finger System befindet sich der Daumen in der dafür vorgesehenen Daumenrille. Das 5 Finger System wiederum beruht im Wesentlichen auf dem Einsatz des Daumen am Griffbrett.

Vorweg ist es wichtig zu erwähnen, dass man sowohl mit 4- als auch 5- Fingern Harmonika lernen und das Instrument meistern kann. Wir bei ZaumQuetscht setzen auf das 4 Finger System. Außerdem empfehlen wir jedem Neuling das 4-Finger System.

 

Ich möchte euch nun die Vor- und Nachteile, die sich meiner Meinung nach daraus ergeben, erläutern.

 

4 Finger-System

+ bessere Stabilität
+ bessere Führung der Hand
+ die Haltung der Hand wird "standardisiert" (sehr sehr wichtig)
+ alle 4 Finger können rund aufliegen (=drücken gerade von oben auf die Knöpfe, vgl. Daumen drückt seitlich)
+ das Handgelenk wird nicht verdreht
+ spritzige Spielweise durch runde Finger mögliche

- man ist spieltechnisch (Fingersatz) eingeschränkter
- schwierige chromatische Griffe/Akkorde sind sehr umständlich und damit schwierig zu spielen
- geringere "Spannweite" der Hand
- man lässt eine mögliche Ressource ungenutzt

 

5 Finger-System

+ flexiblere Fingersätze
+ größere Spannweite der Hand
+ schwierige Akkordkonstellationen besser spielbar (großer Pluspunkt)
+ generell weniger Bewegung der Hand notwendig (richtige Haltung ist hierfür das Um und Auf)
+ beim Akkordeon funktionieren 5 Finger seit Jahrhunderten, warum nicht auch bei der Harmonika?

- schlechtere Stabilität
- man verliert schneller die Übersicht (die Hand hat zu viel Bewegungsfreiheit)
- bei falscher Haltung (Handgelenk) gesundheitsschädlich (= Praxiserfahrung)
- der verdrehtem Handgelenk wird der kleine Finger geschwächt
- der Daumen ist weniger spritzig als die anderen Finger (Fingerhaltung), kann trainiert werden

 

Dies sind einige Beispiele die sowohl für als auch gegen den Daumen sprechen. Der Weisheit letzter Schluss ist dies aber noch nicht. Persönlich spiele ich passagenweise sehr gerne mit dem Daumen, da dieser einem das Leben manchmal erheblich erleichtern kann. Insgesamt ist es für "normale" Volksmusik/Lieder aber fast nicht notwendig mit dem Daumen zu spielen (Ausnahme: chromatische Schummeltöne I. Reihe). Und dies ist entscheidend für Hobbyspieler, man kann mit einem stabilen 4-Finger System (treff)sicherer und vor allem spritziger (= besser klingend) spielen lernen.

Ein weiterer Punkt den man meiner Meinung nach bedenken sollte aber meistens nicht tut, ist die Anatomie des menschlichen Körper. Der Daumen besteht aus zwei Gliedern, alle anderen Finger aus drei Gliedern - dies kann zu Vor- bzw. Nachteilen am Instrument führen (siehe oben).

Meiner Meinung nach ist es unumgänglich sich spieltechnische Gedanken (logische Fingerfolge, Erleichterung gewisser technischer Passagen, etc.) über den effektiven Einsatz des Daumen zu machen. Es gibt leider sehr viele Beispiele bei denen der Einsatz nicht sonderlich durchdacht und dadurch auch nicht sinnvoll ist. Dies hat erfahrungsgemäß oftmals auch damit zu tun, dass der Unterricht von nicht Professionisten abgehalten wird bzw. inadäquate Lehrwerke verwendet werden. Als zweiten Punkt sehe ich die unzureichende Adaptierung der Spielweise vom Tastenakkordeon auf die Knopfharmonika - diese Instrumente unterscheiden sich dann doch immens von der Bauweise. 

Viele dieser gezogenen Erkenntnisse beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen im Unterricht von verschiedenen Menschen unterschiedlichen Alters mit individuellen Spielpräferenzen und Spielvorkenntnissen bzw. dem stetigen Erfahrungsaustausch mit KollegInnen die die Steirische unterrichten. In der "konventionellen" Volksmusik (zB. Leitn Toni jjun., Quirin Kaiser, Christian Hartl, usw.) spielen momentan die meisten mit dem 4-Finger System und nutzen den Daumen für schwierige Griffe bzw. chromatische Nebentöne. Selbst der berühmte Herbert Pixner spielt mit dem 4-Finger System. Alleine dies ist meiner Meinung nach das Indiz PRO 4-Finger System.

Insgesamt überwiegen für mich persönlich die Vorteile des 4 Finger Systems - insbesondere ob der besseren Stabilität, Führung und damit Treffsicherheit. Im Endeffekt ist es eigentlich wurscht mit wievielen bzw. welchen Fingern man Stücke spielt, wenn das gespielte Stück richtig gespielt wird und gut klingt. ABER, und dieses aber ist wichtig, mit der richtigen Technik ist das Ziel mittelfristig 100x leichter zu erreichen.

Mich würden nun eure Erfahrungen interessieren - seht ihr das anders als ich oder habt ihr noch wichtige Punkte die ergänzt gehören. Lasst es mich wissen, ich freu mich!
Servus, Pfiat Gott und Auf Wiedersehen.

Dieses Thema wurde geändert Vor 1 Jahr von Franz Lemmerer

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